Norris: 20 km/h schneller auf den Geraden
Lando Norris sagt, dass McLaren im Vergleich zu seinem Auto von 2023 auf den Geraden von Monza jetzt 20 km/h schneller fahren kann. Der Brite hatte sich die Pole in Italien gesichert und damit einen starken Aufschwung gegenüber dem Vorjahr gezeigt.
2023 in Monza qualifizierte sich McLaren auf den Plätzen sieben und neun, was er vor dem Beginn des Wochenendes als “wahrscheinlich eines unserer schlechtesten Rennen im letzten Jahr” bezeichnet hatte.
“Wenn man dieses Jahr mit dem letzten Jahr vergleicht, sind wir auf den Geraden 20 km/h oder so schneller, sagt Norris in der Pressekonferenz nach dem Qualifying. “Das ist eine ganze Menge. Letztes Jahr waren wir auf der Geraden ziemlich schockierend.”
“Das kam ein bisschen überraschend, aber es zeigt den Unterschied, wenn man nicht vorbereitet ist und wenn man für ein Rennen vorbereitet ist – wo wir letztes Jahr waren und wo wir jetzt sind.”
Aber lasst mich mal kurz in den Ergebnissen blättern… Topspeed 2024: 349 km/h. Topspeed 2023: 346,8 km/h. Nicht ganz 20 km/h.
Aber gut, es gibt ja auch andere Messpunkte, wo man schneller sein kann. 319,3/325,6/338,1 werden dort für dieses Jahr angegeben. 2023: 312,9/322,9/339,3.
Sauber: Wieder in der letzten Startreihe
Gestern sah es noch ganz gut aus, doch heute ist Sauber wieder auf dem Boden der Tatsachen angekommen – oder auf dem Boden der Tabelle. Valtteri Bottas und Guanyu Zhou belegen am Sonntag die letzten beiden Startplätze.
Bottas: “Ich habe das Gefühl, dass wir heute mehr hätten erreichen können. Deshalb bin ich enttäuscht, dass ich nur auf P19 gelandet bin: Die erste Runde, die ich gefahren bin, war recht anständig, und mit der verbesserten Strecke hatte ich alle Möglichkeiten, ins Q2 zu kommen, nur die gelbe Flagge gegen Ende des Q1 hat uns diese Chance genommen.”
Zhou: “Das heutige Qualifying war ziemlich frustrierend, denn wir wissen, dass wir etwas mehr hätten erreichen können, als wir getan haben. Meine letzte Runde begann vielversprechend, mit einer Verbesserung im Vergleich zu meinen vorherigen Runs – bis die Autos vor mir von der Strecke abkamen, mich zum Lupfen zwangen und meine Runde beeinträchtigten.”
Tsunoda: Upgrade hoffentlich kein Downgrade
Yuki Tsunoda hadert mit seinem Aus in Q1, das auch mit einem falschen Set-up erklärt wird. Der Japaner sagt, dass er mit hohen Erwartungen nach Monza gekommen sei, weil sein Racing-Bulls-Team ein neues Upgrade mitgebracht hat.
“Aber es scheint, dass wir es nicht zum Funktionieren gebracht haben. Ich weiß nicht. Ich hoffe nur, dass es kein Downgrade ist”, sagt er. “Ich hatte einfach nicht die Pace und bin die ganze Woche nur rumgerutscht.” Das sei auch bei Teamkollege Daniel Ricciardo ähnlich gewesen.
“Was immer ich auch tue, verschlimmert es nur, und ich rutsche weiter herum”, ärgert er sich. Vielleicht gibt es aber auch eine andere Erklärung: “Ich weiß nicht, vielleicht bin ich auch einfach nur schlecht …”, so Tsunoda.
George Russell: Bis Q3 durchgewurschtelt
George Russell war mit Platz drei sehr zufrieden, angesichts der Tatsache, dass er durch den Unfall von Andrea Kimi Antonelli im ersten Training eine Menge Zeit verlor. Nach dem dritten Training hatte Russell das Gefühl, dass er durch die Folgen von Antonellis Unfall beeinträchtigt war und fühlte sich nicht wohl dabei, zu viele Änderungen vorzunehmen, um sein Set-up für das Qualifying und das Rennen zu optimieren.
“Es war ein Wochenende mit vielen Höhen und Tiefen. Natürlich habe ich gestern eine Menge verpasst, was mich ziemlich zurückgeworfen hat, sagt er. “Wir hatten vom FT3 bis zum Qualifying nicht viele Änderungen vorgenommen, denn das war meine erste richtige Session auf der Strecke. Q1 und Q2 waren sehr, sehr chaotisch; ich war nicht zuversichtlich, fühlte mich nicht gut im Auto.”
“Ich kämpfte mich irgendwie durch die Session und schaffte es dann plötzlich, in den Sweet-Spot für Q3 zu kommen. Meine beiden Runden sahen uns auf Platz drei oder vier, und wir wurden Dritter. Ich bin also sehr zufrieden mit diesem Ergebnis.”
Colapinto: Fehler verhindert besseres Debüt
Für Franco Colapinto endete das erste Formel-1-Qualifying mit Rang 18. Ein Fehler in der zweiten Lesmo-Kurve verhinderte ein besseres Ergebnis. “Das ist schade”, ärgert sich der Williams-Rookie. Denn nachdem dritten Training sah es noch so aus, als könnte er vielleicht konkurrenzfähiger sein.
“Ich habe darauf aufgebaut und versucht, das Auto besser zu verstehen. Leider habe ich diesen Fehler gemacht, der mich viel gekostet hat”, meint er. “Aber ich denke, das ist nur ein Teil des Prozesses. Ich muss weiter arbeiten und nach vorne schauen. Mal sehen, wie es morgen im Rennen läuft. Es wird lang werden, aber ich freue mich darauf, das Auto und all das besser zu verstehen.”
Zum Fehler sagt er: “Ich spürte ein wenig Untersteuern, ich war in der Runde ziemlich am Limit, und in dem Moment habe ich zwei Reifen von der Strecke gebracht. Und ich konnte sie nicht mehr einfangen.”
“Es war also ein kleiner Fehler, der mich natürlich viel gekostet hat. Vielleicht eine Chance, ins Q2 zu kommen, es war nur ein Zehntel. Es ist also schade, aber es gehört dazu. Und ich denke, ich werde bald viel stärker werden.”
Norris: Nicht mit Doppelpole gerechnet
Lando Norris sagt, dass McLaren vor dem Qualifying nicht mit einer Doppelpole gerechnet habe. “Wir sahen so gut aus wie alle anderen auch, nicht mehr und nicht weniger. Deshalb habe ich ein schwieriges Qualifying erwartet”, sagt er.
“Es war nicht das sauberste Qualifying, es ist schwierig, die Runde hier zusammenzukriegen. Die Abstände sind sehr eng und man versucht, alles zu geben, aber man kann auch den Preis dafür bezahlen. Es geht um Risk vs. Reward in vielen Kurven. Aber wir scheinen mit ein paar Änderungen vor dem Qualifying gute Fortschritte erzielt zu haben.”
Die Runde selbst habe sich nicht wie eine perfekte Runde angefühlt. “Ich habe versucht, in Kurve 1 beim Bremsen etwas gutzumachen. Allerdings habe ich Kurve 1 so gut erwischt, dass ich voll in den Randstein von Kurve 2 geknallt bin, weil ich etwas zu früh eingelenkt habe”, schildert er.
“Da lag ich eineinhalb Zehntel nur nach der ersten Schikane hinten. Es schien also vorbei, bevor es richtig begonnen hat. Ich hätte nicht erwartet, noch etwas gut zu machen, aber dann habe ich die zweite Schikane volles Rohr getroffen und von da an habe ich in jeder Kurve noch ein paar Hundertstel geholt.”
“Es hat sich bei weitem nicht so gut angefühlt wie meine Runde am vergangenen Wochenende. Aber es ist ein schönes Gefühl.”
Hülkenberg: Endlich mal wieder Q3
Für Nico Hülkenberg war das Qualifying in Monza ein Erfolg. Denn erstmals seit vier Rennen kam der Deutsche mit seinem Haas wieder in Q3. Das war ihm zuletzt in Silverstone gelungen. Sein Fazit bei Sky: “Nicht ganz perfekt, aber trotzdem zufrieden, mal wieder in Q3 gekommen zu sein”, sagt er.
“Ich glaube, da kann man gut drauf aufbauen morgen. Wir haben das Wochenende bisher gut umgesetzt bisher. Jetzt müssen wir das für morgen beibehalten und einfach sauber bleiben.”
Er fand gut, dass er endlich einmal einfach nur mit dem Auto arbeiten konnte und sich dabei stetig verbesserte. “Die Bedingungen sind viel konstanter als in Zandvoort, einfach trocken und einfach heiß. Das hilft”, sagt Hülkenberg. “Ich denke, dass das Paket gut funktioniert.”
Und was heißt das für das Rennen? “Gut, wir starten als Zehnter. Das will man natürlich immer als Minimum haben und verteidigen”, sagt er. “Ich glaube, die schnellen Autos sind alle vor uns und die Top 8 sind eigentlich gebucht, wenn nichts Außergewöhnliches passiert. Wir werden sicherlich mit Williams und Aston zu kämpfen haben.”
10.000 Euro Geldstrafe für McLaren
Und wenn wir einmal dabei sind: McLaren muss eine Geldstrafe von 10.000 Euro zahlen, weil man Oscar Piastri im Qualifying aus der Garage heraus in den Weg von Max Verstappen fahren ließ. McLaren gab zu, dass es ein Teamfehler war, weil man Verstappen nicht ausreichend Beachtung geschenkt hatte – daher wurde das Team bestraft.
Die Begründung im Wortlaut:
The driver of Car 81 stated that whilst leaving the pit garage he checked as best he could, for cars coming down pit lane but noted that visibility from the cockpit is severely limited due to the angle of the car. He stated he therefore needed to rely on the signal from his mechanic, and when he was given the signal to leave, he pulled into the fast lane. He did not see Car 1 until it appeared in his mirrors when he was in the fast lane.
The McLaren team representative admitted that the mechanic had misjudged the situation and that the error belonged to the Team.
The driver of Car 1 stated that he saw the mechanic waving out Car 81 and thought that this was a “very optimistic” move.
The Red Bull representative stressed that the mechanic should be focussing on the movement of cars in the pit lane and the Stewards noted from the pit lane CCTV video that in this case the focus appeared to be more on Car 81 than cars in pit lane. Having noted precedents for this type of breach, the Stewards are of the view that this breach warrants a more severe penalty than previously applied hence the penalty above is imposed.
Warnung für Colapinto
Gleiches Spiel bei Franco Colapinto: Der Argentinier musste ebenfalls nach dem Qualifying noch einmal antanzen. Ihm wurde ein Vergehen beim Probestart vorgeworfen, der fünf Meter außerhalb des erlaubten Bereiches ausgeführt wurde.
Doch weil es Colapintos erstes Formel-1-Rennen ist und er sich mit dem Lenkrad vertraut machen musste, blieb es bei einer Ermahnung.
Kurzer Nachtrag: Keine Sanktion gegen Perez
Sergio Perez musste sich nach dem Qualifying noch für ein Vergehen im Training vor den Kommissaren verantworten. Der Red-Bull-Pilot hatte nach dem Abkürzen der zweiten Schikane nicht den richtigen Weg zurück auf die Strecke gewählt. Weil vor dem Qualifying nicht mehr genug Zeit war, wurde der Fall im Nachhinein verhandelt.
Es gab keine Strafe, weil er sicher wieder auf die Strecke gefahren sei und es schwierig gewesen wäre, um den Poller zu fahren. Das nur der Vollständigkeit halber.
Ferrari kämpft mit Untersteuern
Ferrari hadert beim Heimspiel mit den Positionen vier und fünf. “Es ist sehr frustrierend, denn wir waren nah dran, aber es ist wieder nicht genug”, sagt Charles Leclerc und klagt vor allem über Untersteuern in den Schikanen. “Wir können das Auto nicht lenken”, meint er.
Im dritten Training sei das Problem zunächst weggewesen, doch im Qualifying war es dann wieder da. “Das ist es, was frustrierend ist, denn ich glaube, wir verlieren über zwei Zehntel, zweieinhalb Zehntel in vier Kurven zu Beginn der Runde”, so der Monegasse. “Und dann ist es sehr schwierig, wieder zurückzukommen.”
“Aber so ist es nun einmal. Wir müssen uns auf die Rennpace für morgen konzentrieren. Ich erwarte, dass wir morgen in Turn 5 nicht so viele Probleme haben werden, und das wird hoffentlich unserer Rennpace helfen.”
Ähnlich äußert sich auch Carlos Sainz, der fast 1:1 die gleichen Worte wählt. “Es ist frustrierend, denn es geht um eineinhalb Zehntel. Ich hatte ein starkes Untersteuern in Kurve 6, Lesmo 1, und ein weiteres starkes Untersteuern in der Parabolica, was mich wahrscheinlich jeweils ein halbes bis ein Zehntel gekostet hat”, so der Spanier.
“Und wenn man die Abstände sieht, wird einem klar, dass wir um die Pole hätten kämpfen können, wenn wir die Balance im Highspeedbereich besser hinbekommen hätten”, sagt Sainz, der nur 0,140 Sekunden hinter der Pole lag.
Knappste Niederlage für Perez
Die 0,040 Sekunden Rückstand waren auf jeden Fall Perez’ knappste Qualifying-Niederlage in diesem Jahr. Trotzdem bleibt es dabei, dass er 2024 noch kein einziges Duell gegen Verstappen gewinnen konnte – der letzte Erfolg war Miami 2023!
Neben Verstappen hat auch Alexander Albon weiter eine Weiße Weste, doch mit Franco Colapinto hat er einen neuen Teamkollegen. Valtteri Bottas baute seinen Vorsprung heute auf 15:1 aus, Nico Hülkenberg seinen auf 12:3.
Wie die Qualifying-Duelle sonst aussehen, könnt ihr hier nachlesen.
Perez: Nah dran an Perez, aber Letzter der Topteams
Was fängt man mit dem Qualifying von Sergio Perez an? Zwar war der Mexikaner diesmal nur knapp langsamer als Teamkollege Max Verstappen, auf der anderen Seite war er aber wieder einmal der Schwächste in den vier Topteams und versaute seinen letzten Versuch in Lesmo 2, weil es in den Kies kam.
“Ich würde sagen, dass im Moment das Hauptproblem die Verbindung in der Balance ist, mit der wir konfrontiert sind. Wir können manchmal ein paar konkurrenzfähige Runden fahren, aber es ist sehr schwierig, Fortschritte zu machen”, sagt er. “Ich denke, dass uns das Fehlen eines Monsterflügels mehr geschadet hat, als wir anfangs dachten.”
Und auch die Reifen wunderten ihn. “Ich fahre schneller mit den angefahrenen Reifen, und dann ziehe ich einen neuen Reifen auf und alles fühlt sich viel schlechter an”, sagt er.
“Das sind ein paar Dinge, die den Rückstand von einer halben Sekunde erklären, den wir derzeit auf die Spitze haben”, so Perez, der auf ein besseres Rennen am Sonntag hofft. “Man pusht nicht so sehr an den Eingängen. Hoffentlich kommt uns das zugute und wir können eine bessere Rennpace haben, aber es wird einfach sehr schwer zu überholen sein.”
Hamilton sauer: Das war lächerlich von mir!
“Ich bin absolut sauer”, sagt Lewis Hamilton selbst. Denn seiner Meinung nach hätte er in Monza auf der Pole stehen können – oder zumindest in der ersten Startreihe. “Und ich habe es am Ende einfach nicht hinbekommen”, hadert er mit sich selbst.
“Ich habe anderthalb Zehntel in Kurve 1 verloren, oder in Kurve 1 und 2, und dann habe ich in der letzten Kurve ein weiteres Zehntel verloren, also… Ich kann niemandem außer mir selbst die Schuld geben.”
Der Brite geht mit sich selbst hart ins Gericht: “Das war einfach lächerlich von mir, absolut inakzeptabel. Und das liegt nur an mir, an niemand anderem.”
Und so sieht er die Chance auf den Sieg weggeschmissen: “Damit ist meine Chance, um den Sieg zu kämpfen, dahin. Ich denke, morgen muss ich einfach versuchen, mich so gut wie möglich zu erholen und zu sehen, ob ich an den Ferraris vorbeikomme und versuchen kann, auf das Podium zu fahren …”
Wolff: Die Stoppuhr lügt nie
Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff hadert nach dem Qualifying. In den Trainings zuvor war Mercedes meist am schnellsten, doch in der Qualifikation hatte man gegen McLaren keine Chance.
“Es ist so knapp. Es ist unglaublich, diese Abstände. Aber am Ende lügt die Stoppuhr nie”, sagt der Österreicher bei Sky. “Die Stoppuhr sagt immer die Wahrheit. Und wir sind einfach um den Ticken zu langsam. Vor allem im Mittelteil und in der Parabolica.”
“Aber das lässt sich nicht mal messen. Oder wenn, dann mit Zentimetern. Und insofern kann man keinen großen Vorwurf machen.”
Vor allem Hamilton war mit Platz sechs eine Enttäuschung, nachdem er in zwei Trainings zuvor Erster war. “Ich glaube, dass der Lewis vielleicht ein bisschen zu nah dran war”, sagt Wolff. “Und mittlerweile glauben wir, dass der Windschatten mehr verdirbt als bringt. Weil du mit diesen Autos in solchen Turbulenzen dann durch die Gegend fährst. Und das war es vielleicht.”
“Aber wir sprechen halt von so wenig Unterschied. Ich meine, es ist ein halbes Zehntel oder so, das zwischen drei oder vier Positionen Unterschied macht, also kann man nicht wirklich sagen vergeigt.”
Verstappen: Gar keinen Grip gehabt
Max Verstappen zeigt sich nach dem Qualifying ebenfalls enttäuscht: “Das gesamte Wochenende sind wir zu langsam”, hadert er. “Q2 war natürlich besser, weil in Q3 habe ich auf mich selber vier Zehntel verloren.”
“Aber ich habe auf beiden Satz Reifen gar keinen Grip gehabt. Schwierig zu erklären, warum das so ist. Viel Untersteuern gehabt und dann funktioniert natürlich gar nichts mehr”, sagt der Niederländer bei Sky.
So zuversichtlich für das Rennen wie Marko scheint er nicht zu sein. Gefragt, ob es etwas gibt, das ihm Hoffnung macht, antwortet er: “Normalerweise nicht, aber das ist was für morgen.”