Es sind monströse Verbrechen, für die Lucy Letby (34) verurteilt worden ist: Die Krankenschwester hat sieben Babys ermordet, mindestens sechs weitere Neugeborene hatte sie zu töten versucht. Dafür sitzt die Britin lebenslang im Gefängnis.
Netflix will die Geschichte jetzt in einem Mehrteiler erzählen – und dabei Menschen zu Wort kommen lassen, die das von einem Berufungsgericht bestätigte Urteil infrage stellen. Das berichtet der „Daily Mirror“.
Netflix will Lucy Letbys „Standpunkt darstellen“
Das britische Boulevardblatt schreibt, dass der Streaming-Gigant das Format zusammen mit der Produktionsfirma ITN plant. Der „Mirror“ zitiert aus einer E-Mail der Macher: „Lucy Letbys Geschichte ist komplex und vielschichtig und wir sind der festen Überzeugung, dass ihre Verteidigung und ihr Standpunkt dargestellt werden müssen.“ Man wolle eine „vollständige Dokumentation“ liefern, „die unparteiisch bleibt“.
▶ Einer der sogenannten Experten ist Richard Gill. Der ehemalige Mathe-Professor an der Uni Leiden (Niederlande) behauptet, dass Beweise für den Prozess gefälscht worden seien. Auch Peter Green zweifelt die Beweisführung an. Der Professor für Statistik argumentiert, dass keine Todesfälle auf der Krankenhaus-Station berücksichtigt worden seien, die es gegeben habe, als Lucy Letby nicht im Dienst gewesen sei. Dabei soll es sich um sechs weitere tote Kinder handeln.
Der „Mirror“ hat nach eigenen Angaben mit einem Elternpaar gesprochen, dessen Kind offenbar von Lucy Letby ermordet wurde. „Wir möchten, dass die Produzenten wirklich darüber nachdenken, was sie tun. Würden sie sich wohl dabei fühlen, ihr Baby in Letbys Obhut zu lassen? Ich denke nicht.“
Der Fall Lucy Letby
Die Polizei hatte die Frau aus Hereford (West-England) im Juli 2018 festgenommen. Beim Prozess kamen grausame Details ans Licht: So hatte die Killer-Krankenschwester in den Jahren 2015 und 2016 den wehrlosen Neugeborenen im „Countess of Chester“-Krankenhaus Luft gespritzt, sie mit Milch überfüttert oder mit Insulin vergiftet.
Der Prozess dauerte zehn Monate, in denen Lucy Letby die Taten bis zum Schluss bestritt. Sie wurde zu insgesamt 15-mal lebenslänglich ohne die Möglichkeit der Bewährung verurteilt.
Wie die unscheinbare Frau so lange unentdeckt töten konnte und welche Rolle Behördenversagen gespielt hat, soll ab dem 10. September in einer Mammut-Untersuchung geklärt werden: Dabei geht es um rund 4000 Fälle, in denen die Serienmörderin Aufsicht über Patienten hatte.
Nachweislich gab es seit dem Herbst 2015 Gerede innerhalb der Krankenhaus-Belegschaft über die hohe Sterblichkeit.